Frohe Weihnachten

Liebe Schulgemeinschaft,

in den 70er Jahren wurde der Weihnachtbaum in unserer Familie, wie in vielen anderen, nicht nur mit Wachskerzen und Kugeln, sondern auch mit Lametta geschmückt, langen, glänzenden Fäden aus Metall. Dieser Baumschmuck, so meine Mutter, war „Vorkriegsware“ (also vor 1945), aus Blei, wurde in ihrer Familie gebügelt und einzeln über die Äste gehängt, damit es besonders grazil aussah.

Heute weiß ich, dass Blei nur ein Anteil in Stanniol ist und ziemlich umweltschädlich. Die deutsche Produktion wurde 2015 eingestellt, weil der Absatz, so schreibt Wikipedia, von 50 Tonnen auf wenige hundert Kilogramm zurückgegangen war. Kein Wunder – Lametta war der Inbegriff an Spießigkeit. Aber wir wissen auch, alles hat eine Wiederkehr.

In dieser Weihnachtszeit hat sich mein Blick auf das Metallgeflatter geändert, was nicht bedeutet, dass ich damit den Baum verzieren werde. Angelblich soll Lametta, das schon 1610 in Nürnberg erfunden wurde, Eiszapfen symbolisieren. Das passt ohnehin nicht in Kenia.

Es ist die folgende Geschichte um die Entstehung von Lametta, die mich gerührt und mit den Fäden versöhnt hat, mit der ich Sie/euch alle grüße, gesegnete Weihnachten wünsche und uns daran erinnern möchte, dass es Kleinigkeiten sind, die uns erfreuen können und für die wir dankbar sein sollten.

Ihre Sibylle Seite

Die Weihnachtsspinne

Glaubt man den alten Erzählungen, dann lebte in Deutschland vor langer, langer Zeit eine Witwe mit ihren Kindern. Sie wohnten in einer kleinen engen Hütte und litten grosse Kälte. Eines Tages fiel vor ihrer Hütte ein Zapfen von einer nahen Kiefer und schlug Wurzeln. Die Kinder waren voller Freude. Dieses Jahr würden sie ihren eigenen Weihnachtsbaum bekommen. Sie kümmerten sich liebevoll um das kleine Pflänzchen und schmiedeten Pläne, wie sie es für das grosse Fest schmücken würden. Doch als sich Weihnachten näherte, erklärte ihnen ihre Mutter, dass sie einfach zu arm waren, um sich Schmuck für den Weihnachtsbaum leisten zu können. An Heiligabend gingen sie traurig zu Bett. Die winzigen Äste des Baumes blieben kahl und leer.

In der Nacht aber machten sich die Spinnen des Hauses an ihr Werk. Sie hatten das Schluchzen und Jammern der Kinder gehört und wollten sie trösten. Sie spannten so lange Fäden, wie noch nie zuvor und webten komplizierte Netze um den Baum.

Ganz früh am Weihnachtsmorgen erwachten die Kinder und entdeckten den geschmückten Baum. «Mutter, Mutter, wach auf und sieh dir den Baum an. Wie wunderschön er ist!» Die Witwe wusste nicht, wie ihr geschah und stand auf, um den Baum mit den Kindern zu bewundern. Der kleine Baum war über und über mit den schönsten Spinnennetzen geschmückt.

Langsam fanden die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg über den Boden vor ihrer Hütte. Lautlos berührte ihr Schein die Fäden der Netze und verwandelte einen nach dem anderen in Silber und Gold. Der Baum funkelte und schimmerte und war noch schöner als zuvor. Von diesem Tag an, so erzählt es die Legende, hat es der Familie nie mehr an etwas gefehlt. Und wir schmücken unsere Bäume immer noch mit Lametta.

https://www.diebotschafter.ch/userdata/files/artikel/999.20015.006weihnachtsgeschichten-hartinger-2.pdf

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