Die Deutsche Schule Nairobi (DSN) begrüßte mich mit einem jungen und offenen Lehrerkollegium. Alle Pädagogen gaben mir nicht nur fachliche Hinweise, sondern auch gute Ratschläge zum Leben außerhalb des Schulalltags. Auf der Suche nach Vorschlägen für Freizeitgestaltung, Tipps und Tricks für Unternehmungen, Ausflüge rund um Kenia oder kulinarische Empfehlungen konnte mir stets jemand weiterhelfen (ein großes Dankeschön an dieser Stelle).
Da ich im Praktikantenhaus auf dem Schulgelände wohnen durfte, kam ich nicht mit den berühmt- berüchtigten kenianischen traffic jams ins Gehege und schaffte es in fünf Minuten zur Schule. Im Zusammenleben mit den anderen Interns bauten sich schnell Freundschaften auf, weil man sich automatisch über schulische Erlebnisse und persönliche Erfahrungen austauschte. Als Gegenleistung für die Unterkunft mit Jugendherbergsflair übernahmen wir die tägliche Mittagsaufsicht in der Mensa.
Obwohl es dort manchmal etwas chaotisch zuging, nicht alle Schüler immer ihren Tisch abwischten, weil sie einem wortwörtlich durch die Lappen gingen, bedeutete dieses Arrangement eine profitable Win- Win- Situation. Für uns gestaltete sich die entgegenkommende Dienstleistung als eine wirklich erträgliche Aufwandsentschädigung. Außerdem konnten wir vielfältige Freizeitaktivitäten in Anspruch nehmen. Der benachbarte Pool lud zum Sonnen und Schwimmen ein (leider hat uns das Wetter etwas im Stich gelassen). Verschiedene AG’S (Badminton, Volleyball) boten einen sportlichen Ausgleich.
Der Tennis-, Fußball-, sowie Basketballplatz konnte genutzt werden. Zudem offeriert die schulinterne Bibliothek ein reichhaltiges Repertoire an unterschiedlichster Lektüre. Darüber hinaus können sich mit einem persönlichen Ausweis auch Spiele oder Filme ausgeliehen werden. Die anderen Praktikanten und ich nutzten die Möglichkeit, um uns mit Gesellschaftsspielen, lokalen Sach- und Unterhaltungsmedieneinzudecken.
Am Anfang des Praktikums haben wir von einer externen Fachkraft ein interkulturelles Training erhalten. Wir waren quasi die „Versuchskaninchen“ für diese neue Methode. Für mich erwies sich diese Weiterbildung als gute Möglichkeit zur Vorbereitung auf das Unbekannte, um die Mentalität von Land und Leuten verstehen zu lernen. Des Weiteren stellte es eine tolle Erfahrung dar, um eigene Stereotype zu hinterfragen und zu ergründen, Gemeinsamkeiten sowie kulturelle Differenzen zu entdecken und diese sensibel zu behandeln. Somit kann ich das Training wärmstens weiterempfehlen.
Für alle Praktikanten gibt es eine aufgeschlossene und junge Betreuerin, die uns unter ihre Fittiche nahm. Anders als ich es von vorherigen Praktika aus Deutschland gewohnt war, wurde mir am Anfang kein Mentor, keine feste Klasse und dementsprechend kein vorgefertigter Stundenplan zugeteilt. Um wirklichkeitsnah auf das zukünftige Berufsleben vorbereitet zu werden, wurde der Fokus auf Eigenorganisation, Flexibilität und Selbstständigkeit gelegt. Ich konnte mir meinen Stundenplanindividuell zusammenstellen, woraus sich dann der zuständige Fach- bzw. Klassenlehrer als Ansprechpartner herauskristallisierte.
Ganz egal, wie weit man in seinem beruf-lichen Werdegang vorangeschritten ist und welche Grundvoraussetzungen man mitbringt, hier darf sich jeder frei entscheiden, wie viele Stunden er hospitieren oder selbst unterrichten möchte. Die Anwesenheitspflicht beläuft sich auf etwa 23 Stunden pro Woche. Einer internationalen Klientel mit einem multikulturell geöffneten Unterricht gerecht zu werden, erwies sich als angenehme Herausforderung und bestärkte mich in meiner persönlichen Unterrichtsführung. Die bunten und facettenreichen Schülerbiographien gestalteten den Unterricht anspruchsvoll, aber auch spannend, exklusiv und einzigartig.
Frau Seite, die Rektorin, betraute eine andere Praktikantin und mich mit einem Projektauftrag, in dem wir in Form von Fragebögen sowohl Schüler- als auch Lehrermeinungen zu einem Leseförderungsprogramm sammelten und auswerteten. Da ein paar leitende Stellen neu besetzt wurden, waren einige Praktikantenangelegenheiten noch nicht eindeutig determiniert. Frau Seite war aber stets für Feedback und Verbesserungsvorschläge offen, sodass diese Belange für unsere Nachfolger kontinuierlich angepasst und gesichert wurden.
Besonders hervorheben kannich die enge Zusammenarbeit der DSN mit externen Fachkräften zur Realisierung der Arbeitsgemeinschaften sowie mit der Schulsozialarbeiterin. Zudem liegen die Schwerpunkte auf teamfördernden Maßnahmen, reflektierenden Gesprächen sowie Schul- und Klassenkonferenzen. Sowohl zu Beginn, in der Mitte als auch am Ende unseres Aufenthalts haben alle Praktikanten mit der Schulleitung ein Evaluationsgespräch geführt, sodass wir uns stets respektiert und gut aufgehoben fühlten. Wer einen Auslandsaufenthalt in Afrika gleichzeitig mit einer Praxiseinheit an einer modernen Schule kombinieren will, ist an der DSN auf jeden Fall an der richtigen Adresse.