Nachdem die Klasse 9 im vergangenen Newsletter beschrieben hat, wie sie die Klassenreise wahrgenommen hat, möchten wir nun die Chance nutzen, diesen Trip aus unserer Sicht darzustellen.
Tag 1:
Um 6:30 Uhr war es so weit. Beide Schulklassen verabschiedeten sich von ihren Eltern, welche teils aufgeregter waren als wir. Voller Freude, aber auch mit einigen Zweifeln, saßen wir im Schulbus. Nach einer kurzen Pause bei Savage Wilderness, kamen wir um 12 Uhr am Mount Kenia National Park an. Kurz gestärkt vom Mittagessen im Bottom Haus, machten wir uns auch schon auf den Weg. Nicht lange danach sahen wir einen Aussichtspunkt, an dem wir etwas über das V-Tal und das U-Tal gelernt haben. Unterwegs versuchten wir, ein sehr schweres Rätsel von Frau Gökel zu lösen: Ich bilde ein Dreieck zwischen einem Stein, einer Person und einem Baum. Wem gehört das Dreieck? Na, wer weiß es? Klasse 9 war übrigens vielleicht eine halbe Stunde vor uns im Camp, aber das lag nur daran, dass sie auch eine halbe Stunde vor uns los gegangen sind.
Hinter einem Berg tauchten also Zelte, Gepäck und die Klasse 9 auf. Judimeier Camp hatten wir erreicht! Nach einem sehr leckeren Abendessen waren wir auch alle sehr geschafft und sind deshalb bereits nach einer Runde Quatschen ins Zelt. Da es nicht genug Platz in einem Zelt gab, mussten wir die Zeltaufteilung nochmals umgestalten, deswegen war es vielleicht ein ganz kleines bisschen laut.
Tag 2:
Müde torkelten wir am nächsten Morgen aus unseren Zelten zum Frühstück, was ehrlich sehr lecker war. Danach begann die tägliche Mission: all unsere Sachen verstauen. Was echt schwer war und einigen besser gelang als anderen. Nach einer Stunde Wandern machten wir eine kurze Pause an der Wetterstation. Als Klasse 9 uns in Sichtweite erblickte, zogen sie das Tempo an – der Wettbewerb begann! Für uns war es aber eher eine Erkundungstour, bei der wir die Natur genießen wollten. Angekommen am Liki North Camp, gab es erstmal eine warme Suppe und einen leckeren Tee. Wir erkundeten die Gegend, rannten am Fluss entlang und einige wagten sogar eine Katzenwäsche in den eiskalten Fluten. Mit der Hygiene war das ja nicht so einfach… Am Abend diskutierten wir mit unserem Guide Renson, wie lange wir am nächsten Tag laufen müssen. Renson meinte 6 Stunden. Renson hatte Recht! Und trieb uns an, damit das auch so blieb
Tag 3:
Puuh- eiskalt war es! Da war Schlaf meist Mangelware. Auch die nächtlichen Unterhaltungen ließen uns manchmal nicht zu Ruhe kommen: “ Frau Burmeister, sind sie noch wach? Ich habe Kopfschmerzen!” Trotzdem wollte morgens niemand aus den Schlafsäcken raus, aber wir mussten… also aufstehen und direkt zum Frühstück. Es gab wie jeden Morgen Toast, Baked Beans und Würstchen. Nachdem wir das Camp blitze blank aufgeräumt hatten, ging es dann auch schon los. 10km Wanderung lagen vor uns. Nach ständigem Berg hoch gehen, gab es auch endlich mal Berg runter. Beim Berg runter gehen haben wir die ganze Zeit Lieder gesungen und Geschichten erzählt. Als wir eine Brücke überquert haben, sahen wir einen wunderschönen Bach, an dem wir Mittagspause machten. Gute 3 Stunden später kamen wir dann – eine Stunde vor Klasse 9 – im Shiptons an. Alle waren sehr müde und erschöpft und wollten eigentlich nur noch schlafen gehen. Auf einmal fing es an zu schneien! Wenn man in den Himmel schaute, war alles schneeweiß und die Sterne funkelten. Magisch und wunderschön.
Nach einem wieder sehr leckeren Abendessen und lustigen Uno Spielen gingen wir auch schon schlafen, da am nächsten Tag der Aufstieg zum Peak geplant war. Dass uns einer der anstrengendsten Tage in unserem Leben bevorstand, ahnten wir nicht. Um 12 Uhr waren aber einige immer noch wach, um die traumhafte Aussicht zu genießen. Dunkelblauer Himmel, ein Gipfel von Schnee bedeckt, funkelnde Sterne, wunderschöne grüne, orangene und lilafarbene Blumen und ein rauschender Fluss. Schöner gings nicht. Aber natürlich konnten wir kein Foto machen, da die Kälte die Kamera ausknockte…
Tag 4:
,,Habe ich verschlafen? ’’ ,,Sind die etwa ohne mich los? ’’ ‘’Ey Leudies, wie viel Uhr? ’’ Diese Fragen kamen schon um halb zwei aus den Zelten. Da man wegen der Aufregung eh nicht schlafen konnte, sind wir leise bis 2 Uhr wach geblieben und haben auf das ,,Wakey, Wakey’’ von Ken gewartet. Endlich ertönte das ,,Wakey, Wakey, are you ready for one of the best days in your life?’’ Mit Angst und Zweifeln, aber auch Freude, schlenderten wir aus den Zelten.
Nachdem wir alle ein Müsli gegessen und einen Tee getrunken hatten, versammelten wir uns in einem Kreis. Ken erklärte uns, wie die Situation war. Wir hatten letzte Nacht leider 6 Träger, zwei Guides und einen Lehrer verloren, aufgrund eines Notfalls. Nachdem wir dann genau besprochen hatten, wer auf den Peak mitkommt, ging es auch schon los. Wir stellten uns alle in einer Reihe auf und begannen, mitten in der Dunkelheit zu wandern. Das war gar nicht so einfach. Nachdem wir so schwierige 3 Stunden zurückgelegt hatten, traten 500 Meter vor dem Gipfel plötzlich Komplikationen auf. Da das Motto hieß: Wenn einer umkehrt, kehren alle um, mussten alle wieder runter. Das war erstmal enttäuschend. Am Ende aber war das vielleicht gar nicht mal so schlimm, da wir sonst vielleicht in einem Busch Feuer festgesteckt hätten.
Als wir wieder am Shiptons Camp ankamen, wartete schon die andere Gruppe, die nicht mitgekommen war, ungeduldig auf uns. Wir stärkten uns alle mit einem zweiten, richtigen Frühstück, bevor die 10 Stunden Wanderung abwärts beginnen sollte. Als es dann los ging, war alles noch gut und wir dachten, der schwerste Teil wäre überstanden. Aber plötzlich hieß es: der Mount Kenia brennt! Ein Feuer könnte uns den Weg abschneiden und so mussten wir uns sehr beeilen, um dem Feuer immer ein Stück voraus zu sein. Also rannten wir alle los. Naja, die meisten zumindest… andere stolperten über ihre eigenen Füße in der Eile oder brauchten erst ein paar Fotos für die sozialen Medien. Es ging also Berg hoch, Berg runter, Berg hoch, Berg runter. Endlich beim Camp angekommen, in dem wir ursprünglich schlafen sollten, warteten dann schon Autos auf uns, die uns wegen der Gefahr ganz aus dem Park rausbringen würden. Im Kofferraum war es nicht gerade bequem und wir wollten eigentlich nur noch nach Hause nach der ganzen Aufregung, aber die Lehrer und Führer munterten uns auf. Um 18 Uhr sind wir dann auch schon alle ins Bett gefallen und schliefen erstaunlicherweise gut.
Tag 5:
Als wir endlich nach einer nicht schlaflosen Nacht am nächsten Morgen von Hubschraubern aufgeweckt wurden, die mit Wassereimern über uns lang flogen, waren wir alle eigentlich doch ganz fröhlich, dass wir noch hier waren. Unser Baked beans, Toast und Ei Frühstück wartete schon auf uns. Nach dem Frühstück konnten wir tatsächlich mal in aller Ruhe unsere Rucksäcke packen. Danach kam auch schon die Verabschiedung. Wir haben uns von den vielen Trägern, ohne die unsere abenteuerliche Reise gar nicht möglich gewesen wäre und von den Führern, die uns jeden Tag zum Lachen brachten und uns Neues beibrachten, gebührend verabschiedet. Um 11 Uhr kamen auch schon die Busse, welche uns nach Hause bringen sollten. Wir luden unsere Rucksäcke ein, sagten noch ein letztes Mal herzlich Tschüss und begaben uns dann auf die Heimreise. Nach einem kurzen Stopp bei Savage Wilderness, wo wir mit leckeren Hamburgern und Säften versorgt worden, setzten wir unsere Fahrt fort und vertrieben uns die Zeit damit, UNO zu spielen. Als wir zwei Stunden später endlich durch die Tore der Deutschen Schule Nairobi fuhren, waren alle auch ganz schön glücklich, ihre Eltern wiederzusehen, warm duschen gehen zu können, eine richtige Toilette zu haben nebst Klopapier und ein eigenes, warmes Bett.
Und so ging also unsere Reise zu Ende. Trotz der Kälte, dem Peak in Sichtweite, dem Feuer und sehr schwierigen Herausforderungen haben wir es geschafft. Gemeinsam als Klasse 8 und das war ein einmaliges Erlebnis, worüber wir noch Jahre sprechen werden. Und zu guter Letzt: es war auch schön, dass Klasse 9 dabei war.
Von Leonie und Tia
Klasse 8